„Wachsen oder weichen“ – damit wurde lange die Perspektive landwirtschaftlicher Betriebe beschrieben. Der ökonomische Druck globaler Lebensmittelmärkte führt dazu, dass Betriebe entweder einen Wachstumspfad beschreiten, um wettbewerbsfähig zu bleiben, oder aufgegeben werden, wenn die Landwirtinnen und Landwirte keine Skaleneffekte realisieren können. Mit dem Besetzen von Nischen öffnet sich ein dritter Weg, der landwirtschaftlichen Betrieben jenseits der reinen Produktionssteigerung eine Perspektive bietet.
Verbraucherinnen und Verbraucher fordern zunehmend eine nachhaltige Produktion von Lebensmitteln und den Erhalt traditioneller Sorten, beispielsweise, weil sie verträglicher sind. Darüber hinaus wächst der Absatz von Bio-Produkten weiter. Geographische Herkunftsbezeichnungen schützen die Qualität und regionale Produktion bekannter Regionalprodukte. Mit der starken Entwicklung dieser Nischenmärkte eröffnet sich eine neue Perspektive für landwirtschaftliche Betriebe jenseits der Produktion für den Weltmarkt.
Im Rahmen des Projekts „Nischenmärkte in der Landwirtschaft“ werden Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt, die landwirtschaftlichen Betrieben helfen sollen für sie relevante Nischenmärkte zu identifizieren und zu besetzen. Der Fokus liegt dabei auf drei unterschiedlichen Themenfeldern. Im ersten Themenfeld geht es darum, erfolgreich alte Sorten anzubauen oder alte Nutztierrassen zu halten. In Verbindung mit traditionellen Gerichten können so hochwertige landwirtschaftliche Produkte erzeugt, erfolgreich vermarktet und die Biodiversität auf Basis traditioneller Landnutzungsformen geschützt werden. Das zweite Themenfeld beschäftigt sich mit dem Öko-Landbau. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel schafft hochwertige und von Chemikalien unbelastete Lebensmittel. Diese können in entsprechenden kurzen Ketten direkt an die Verbraucherinnen und Verbraucher vermarktet werden. Öko-Landbau steht dabei für qualitativ hochwertige Produkte und eine umweltfreundliche Produktion. Das dritte Themenfeld dreht sich um geschützte Herkunftsbezeichnungen und Regionalmarken. Für alle Nischenmärkte ist entscheidend, dass die Qualität der Produkte für Konsument:innen transparent gemacht wird. Geschützte Herkunftsbezeichnungen definieren Kriterien für traditionelle und typische Regionalprodukte bezüglich des Anbaugebiets und der Verarbeitung.
Das IfLS koordiniert das Konsortium aus sechs weiteren Partnern aus vier EU-Ländern. Finanziert wird das Projekt durch Erasmus+ im Rahmen der Berufsbildung.
Projekt-Nr.: | 229 |
Kategorien: | Information und Wissensvermittlung | Sozioökonomie der Betriebe | |
Auftraggeber: | Europäische Kommission, Erasmus+ |
Durchführende Organisation: | Institut für ländliche Strukturforschung e.V. |
Projektdauer: | 2022-2023 |
Kontaktperson/en am IfLS: | Dr. Ulrich Gehrlein, Christoph Mathias |
Projektbearbeitung: | Dr. Ulrich Gehrlein (gehrlein[at]ifls.de), Christoph Mathias (mathias[at]ifls.de) |