In Ansätzen der ländlichen Entwicklungspolitik ist eine Perspektiverweiterung vom Fokus auf Betriebsstrukturen hin zu einem breiteren Rahmen erkennbar, der die ländliche Wirtschaft als Ganze sowie die Lebensqualität in ländlichen Regionen mit einbezieht. Gleichzeitig hat eine Veränderung der Steuerungsmuster eingesetzt, wobei Bottom-up-Ansätze integraler Bestandteil neuer Entwicklungsstrategien auf lokaler Ebene sind. Ländliche Entwicklungsprozesse reichen über den Horizont fragmentierter institutionalisierter Wissensbestände hinaus. Integrative und multidisziplinäre Theorieansätze fehlen genau in dem Moment entscheidend, in dem solche Interaktionsprozesse zwischen der Landwirtschaft und der übrigen ländlichen Wirtschaft sowie der Umwelt ins Zentrum integrierter Politikansätze rücken.
Innerhalb des ETUDE wird ein integrierter konzeptioneller Rahmen entwickelt, der über monodisziplinäre und sektorale Ansätze hinausreicht und mehrere sich derzeit herausbildende Theoriestränge miteinander verbindet, nämlich
- die „Endogenität” ländlicher Ökonomien,
- das Potenzial ländlicher Regionen, Innovationen hervorzubringen,
- die institutionellen Kapazitäten zur Schaffung neuer Märkte,
- die Fähigkeit zur Entwicklung neuer „induzierter” Formen von „Governance”,
- die Entwicklung flexibler und effizienter Formen von Nachhaltigkeit sowie
- die Rolle sozialen Kapitals.
Das konzeptionelle Modell wird mit 65 bis 100 abgeschlossenen Fallstudien gespeist und anhand von 12 regionalen Fallstudien in Kontrastregionen überprüft. Mittels dieses Modells wird ETUDE Folgendes leisten:
- Verbesserung des Verständnisses von Dynamik und Reichweite ländlicher Entwicklungsprozesse sowie von deren Einfluss auf die regionale Wirtschaft unter Berücksichtigung der starken Heterogenität unter ländlichen Regionen und Aktivitäten,
- Bewertung der jeweiligen Auswirkungen sich neu herausbildender ländlicher Konstellationen in Bezug auf Bodennutzung, Wettbewerbsfähigkeit ländlicher Ökonomien und Lebensqualität in ländlichen Räumen sowie
- Untersuchung der Schnittstellen zwischen unterschiedlichen ländlichen Entwicklungskurven einerseits und „Governance”-Strukturen sowie Politikansätzen für ländliche Räume andererseits. Zu jedem dieser Ziele werden Empfehlungen erarbeitet, die auf theoretischer, praktischer sowie auf Politikebene anwendbar sind.
In dem Projekt werden Forschergruppen aus 6 europäischen Ländern zusammengeführt, wobei alle relevanten Regionen innerhalb des erweiterten EU-Raumes abgedeckt sind. Interessenvertreter, Wissenschaftler und Politiker werden gleichermaßen einbezogen, um sicherzustellen, dass die Forschungsergebnisse bestmöglich empirisch abgesichert sind sowie dem aktuellen politischen Diskurs Rechnung getragen wird. Hierdurch wird eine bessere praktische Umsetzbarkeit der Empfehlungen erreicht.
Projektkoordination: Rural Sociology Group der Wageningen University, Department of Social Sciences (Niederlande)
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