„Wir werden älter und weniger“ – so die landläufige Aussage zum Demografischen Wandel. Und es hat sich herumgesprochen, dass der ländliche Raum in besonderem Maße von den Herausforderungen des demografischen Wandels betroffen ist. Hier wirkt sich die ohnehin geringere Bevölkerungsdichte stärker auf die Tragbarkeit von Infrastruktureinrichtungen aus. Die Abwanderung vor allem der jungen Bevölkerung lässt das Durchschnittsalter im ländlichen Raum überdurchschnittlich steigen.
Demografischer Wandel und Daseinsvorsorge
Das IfLS erarbeitet umsetzbare, nachhaltige und innovative Handlungsansätze zur Daseinsvorsorge auf kommunaler und regionaler Ebene. Mit „Daseinsvorsorge“ sind Güter und Dienstleistungen gemeint, an denen ein besonderes öffentliches Interesse besteht. Entsprechende Handlungsfelder sind beispielsweise: Alternativer ÖPNV, Rufbusse, (schulische) Bildung, Kinderbetreuung, Pflege, Kulturangebote, Familienfreundlichkeit, Nahversorgung, Innenentwicklung (vor Außenentwicklung), Stärkung der Orts- und Stadtkerne etc..
Die Erarbeitung von Zukunftslösungen gelingt meist nicht ohne die Koordination der verschiedenen Interessen und Bedarfe der in den genannten Handlungsfeldern agierenden Akteure. Neue Organisationsmodelle erfordern einen Konsens und neue institutionelle Regelungen. Die Aufgaben der Regionalentwicklung sind daher stets
- eine aktive Koordination der Privaten Akteure und der öffentlichen Hand sowie zwischen Angebot und Nachfrage,
- das Aufzeigen praxistauglicher Lösungsansätze und von Beispielen für Akteursnetzwerke,
- Moderation und die konkrete Arbeit in Netzwerken vor Ort.
Notwendig ist eine fachübergreifende strategische Entwicklung des Gemeinwesens der Region, die sowohl auf überörtliche Kommunikationsstrukturen baut als auch den örtlichen Akteuren neue Instrumente zur Gestaltung des demografischen Wandels näher bringt.
Wir unterstützen Regionen und Kommunen mit Hilfe unterschiedlicher Instrumente, zum Beispiel (Auszug aus der Praxis):
Regionale Demografieworkshops
Erkundung und Bündelung von Zukunftsvorstellungen und Handlungsansätze zur Gestaltung des demografischen Wandels gemeinsam mit den zentralen Akteuren. Ca. 20-80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gelangen zu einer gemeinsamen Problemsicht und identifizierten prioritäre Handlungsfelder. Im Ergebnis steht die Einrichtung von Arbeitsgruppen. (bspw. LEADER Oberhessen, 09.2009)
Demografie-/ Vitalitätscheck für Kommunen
Der vom IfLS entwickelte „Demografie-Check“ ist einfach strukturiert, um auf kommunaler Ebene in sieben Themenbereichen und wenig aufwändig die Ausgangslage zu analysieren. Die Durchführung ist als Schulungsmaßnahme und Kompetenzentwicklung für lokale und regionale Akteure zu verstehen. Als Baustein in einem ziel- und wirkungsorientierten demografischen Steuerungsprozess sensibilisiert der Demografie-Check Bürger, Politiker und die Verwaltung gleichermaßen für die Folgen des demografischen Wandels und befördert die konkrete Maßnahmenplanung. (bspw. ILE Lahn-Taunus, 02.2010, LEADER Oberhessen, 05.2011)
Leerstandskataster und Vermittlungsbörse
Das Prinzip „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ soll zu einer (Re-)Vitalisierung von Ortskernen beitragen. Leerstandskataster erfassen und bewerten zunächst innerörtliche Potenziale von Flächen und Gebäuden. So können Bauflächenreserven kenntlich gemacht und einer Vermarktung zugeführt werden, beispielsweise über eine Gebäudevermittlungsbörse (bspw. ILE Lahn-Taunus, seit 2008).
Gemeinschaftliche Wohnformen
Die meisten Menschen wünschen sich, möglichst lange eigenständig und selbstbestimmt zu Hause leben zu können. Gleichzeitig suchen immer mehr Menschen nach neuen Formen des gemeinschaftlichen Wohnens. Daher stellt sich die Frage, was Gemeinden und Bürger angesichts der steigenden Nachfrage nach neuen Wohnformen tun können. Wir beraten, moderieren Projektgruppen und organisieren Veranstaltungen für Regionen und Kommunen (bspw. ILE Lahn-Taunus, LEADER Oberhessen, seit 2009).
Alternativer ÖPNV / Bürgerbus
Die Bereitstellung einer attraktiven Mobilität im ländlichen Raum wird immer häufiger durch Alternativen zum herkömmlichen ÖPNV ergänzt. Ob Ruf-Taxi, Anruf-Sammeltaxi oder Bürgerbus: Als zusätzliches Angebot zum ÖPNV sollen sie diesen ergänzen und die Bedürfnisse der Menschen treffen, vor allem die mobilitätseingeschränkter Personen (Jugendliche, Senioren). Im vom IfLS betreuten ILE-Regionalmanagement hat der „Einrich-Bus“ 2010 seine Fahrt aufgenommen. (bspw. ILE-Regionalmanagement, 02.2010)