Interview des GNP mit Dr. Marie Sophie Schmidt, IfLS
Wie kann ein konstruktiver Dialog zwischen Waldnutzung und Naturschutz aussehen?
Mit dieser Frage beschäftigt sich das auf drei Jahre angelegte NaBioKom-Projekt. Der Geo-Naturpark (GNP) und zwei weitere Großschutzgebiete in Deutschland wurden als “Reallabore” für den Dialog ausgewählt.
Das Interview am 20.11.2024 führte Susanne Brendle (GNP) mit Dr. Marie Sophie Schmidt (IfLS) einer der beiden Leitenden des Projekts. Die Forstwirtschaftlerin hat sich bereits im Studium mit regionaler Wertschöpfung beschäftigt.
GNP: Das auf drei Jahre angelegte Projekt neigt sich dem Ende zu? Wie sieht Ihre Bilanz aus?
M.S. Schmidt: Noch neun Monate liegen bis zum Projektabschluss vor uns. Gemeinsam mit unseren drei Praxispartnern, davon einer der GNP, haben wir aktuell 10 der 16 geplanten Dialogveranstaltungen umgesetzt. Das IfLS und unser Projektpartner team ewen - wir verstehen uns als Initiatoren und unterstützen den Prozess moderierend, helfen bei der Schärfung der Veranstaltungsziele, der Fragestellungen und des Ablaufs. Unsere Praxispartner haben einen hohen gestalterischen Anteil an den Dialogprozessen, nutzen das Projekt für den Ausbau ihres Netzwerks und zur Erweiterung der Themenpalette, die sie bespielen können. Es freut uns sehr, mit wieviel Engagement und Interesse unsere Praxispartner den Wald-Dialog aufgegriffen haben. Sie haben gezeigt, dass Naturparke und Biosphärenreservate den Dialog zu Zukunftsthemen im Wald aktiv gestalten können. Sie können sich als Multiplikatoren und Netzwerker erfolgreich einbringen. Gerade aufgrund ihrer Flächengröße, der kommunen- und auch länderübergreifenden Reichweite und der Berücksichtigung unterschiedlicher Landnutzungen sowie deren Übergänge sind sie wichtige Player im Wald-Dialog.
GNP: Im Geo-Naturpark haben zahlreiche Workshops zu Themen wie Boden, Klimawandel, Waldränder und Waldsäume stattgefunden. Welche Ergebnisse ziehen Sie aus den Veranstaltungen?
M.S. Schmidt: Drei der fünf Veranstaltungen, die wir mit dem GNP umsetzen, befassen sich mit dem Thema Waldränder und Waldsäume. Eine zentrale Frage ist, welche Rolle der GNP bei der Entwicklung und Förderung von Waldrändern übernehmen kann. Bei der Frage geht es sowohl um die Perspektive und Möglichkeiten des GNPs, als auch um die Interessen und Wahrnehmung der regionalen Akteur:innen.
In einer Auftaktveranstaltung mit regionalen Akteur:innen in Präsenz, fand ein Perspektivenaustausch zwischen Vertreter:innen der Waldbewirtschaftung, des Naturschutzes statt und es wurden inhaltliche Beiträge diskutiert. Der GNP hat hierfür eine Dialogplattform geboten und gleichzeitig eigene Anknüpfungsmöglichkeiten für das Thema identifiziert. Auch aufgrund des Interesses der Teilnehmenden fand in der Folge eine gemeinsame Exkursion zum Thema Waldränder und Wasserrückhalt, in Kooperation mit Hessen Forst statt. Außerdem möchte der GNP in einem kleinen Online-Workshop mit HessenForst und ausgewählten Kommunen eine Fördermaßnahme im Themenfeld Waldränder entwickeln und gemeinsam mit Kommunen Pilotprojekte umsetzen.
Ich finde, diese Veranstaltungsreihe zeigt eindrücklich die unterschiedlichen Anknüpfungsmöglichkeiten des GNP zu einem Thema: Perspektivenaustausch ermöglichen, Netzwerkausbau fördern, Anbahnung von Projekten. Das sind nur einige Aufgaben, die der GNP hierzu übernehmen kann. Die BNE ist sicherlich auch eine bedeutende Aufgabe. So wurden in einer anderen Exkursion zum Klimawandel insbesondere Multiplikatoren im Bereich BNE (Lehrer, Ranger etc.) adressiert. Die Veranstaltung zum Thema Boden hatte einen starken Fokus im Bereich Netzwerkarbeit und Wissenstransfer.
GNP: Wie sehen Sie die zukünftige Aufgabe des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald bei Dialogprozessen in und um den Wald?
M.S. Schmidt: Die Themenpalette und die möglichen Aufgaben sind sehr vielfältig, wie das NaBioKom-Projekt gezeigt hat. Es ist vorteilhaft, wenn der GNP diese Themen und Aufgaben gemeinsam mit anderen regionalen Akteuren identifiziert und entwickelt bzw. neben den eigenen Zielen auch an deren Interessen und Erwartungen anknüpft. Der GNP ist bereits sehr gut vernetzt und ein wichtiger Multiplikator, auch durch Integration seiner Mitgliedskommunen. Es bietet sich an, Dialogprozesse gemeinsam mit anderen Partnern zu gestalten, wie das z.B. durch Zusammenarbeit mit HessenForst bei den Veranstaltungen zu den Waldrändern erfolgt ist. Dadurch können auch Synergien genutzt und die erforderlichen Ressourcen möglichst effizient eingesetzt werden.
GNP: Wie profitieren andere Großschutzgebiete und Interessengemeinschaften von den Ergebnissen des Projekts?
M.S. Schmidt: Wir arbeiten derzeit an der Entwicklung eines Leitfadens, der praktische Hilfestellungen, Fragen und Checklisten für Naturparke und Biosphärenreservate bieten soll, wie diese Dialogprozesse zum Wald gestalten können. Dabei geht es insbesondere auch um ihre Rolle und mögliche Aufgaben, die Auswahl von Themen, die Beteiligung regionaler Akteur:innen bzw. Stakeholder und mögliche Dialogformate, die gewählt werden können.
GNP: Wird es eine Fortsetzung des Projekts oder ein Anschlussprojekt geben?
M.S. Schmidt: Wir haben im NaBioKom-Projekt des Thema Wasserrückhalt als ein sehr bedeutendes Thema mit Dialogbedarf wahrgenommen. Etwa 9 der 16 NaBioKom-Veranstaltungen haben sich diesem Thema gewidmet bzw. einen Bezug dazu hergestellt. Es gibt Überlegungen und Aktivitäten dazu, dieses Thema weiterzudenken und weiterzubearbeiten. Das hängt aber nicht zuletzt von der Förderlandschaft ab. Deutlich wurde auf jeden Fall, dass eine Zusammenarbeit in regionalen Netzwerken beim Thema Wasser und Wasserrückhalt wichtig ist und das Naturparke bzw. Biosphärenreservate wichtige regionale Player für den Dialog zum Thema sind.
Ansprechpartnerin am IfLS: Dr. Marie Sophie Schmidt (schmidt[at]ifls.de)