Details zum Projekt

Naturverträgliche Ernährungssicherheit


Aktuellen Zahlen der UN zufolge leiden eine Milliarde Menschen an chronischem Hunger und Unterernährung. Alle sechs Sekunden stirbt ein Kind, weil es nicht genug zu Essen bekommt. In der Vergangenheit waren vor allem natürliche Katastrophen Auslöser für Nahrungsmittelkrisen, heute ist es oft die Kombination von natürlichen und menschlichen Ursachen. Für den rasanten Anstieg in den letzten Jahren waren die hohen Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise hauptverantwortlich.

Die derzeitige Hochertrags-Landwirtschaft hat in ihrer Intensität, der Nivellierung von Anbausystemen und dem Einsatz einiger weniger Hochleistungssorten und -rassen zu einem Verlust an biologischer Vielfalt geführt. Hohe Preise für landwirtschaftliche Produkte erhöhen den Druck auf bisher extensiv oder nicht landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die wachsende Nachfrage nach Biokraftstoffen wird weltweit zur Rodung riesiger Waldflächen führen und trägt weiter zum Anstieg der Nahrungsmittelpreise bei.

In seinem aktuellen Bericht betont der Weltagrarrat die Wichtigkeit eines Wandels der Landwirtschaft hin zu einer multifunktionalen Landwirtschaft, in der Landwirte Produzenten und Ökosystemmanager sind und so zu einer naturverträglichen Lösung der Ernährungskrise beitragen können. Kritiker einer multifunktionalen Landwirtschaft dagegen entwickeln Konzepte, wie explodierende Metropolen in Zukunft zu Selbstversorgern werden (Beispiel vertical farming).

Im Rahmen dieses Vorhabens geht es darum, Handlungsansätze und Instrumente zu identifizieren, die den Beitrag einer naturverträglichen Landnutzung zur globalen Ernährungssicherung stärken können. Als naturverträgliche Landnutzung verstehen wir in diesem Zusammenhang eine Landnutzung, die zur Erhaltung, Sicherung und Wiederherstellung von Ökosystemdienstleistungen beiträgt. Auf Grundlage einer kurzen, problemorientierten Bestandsaufnahme werden hochrangige Experten interviewt und ein internationaler Expertenworkshop veranstaltet.

Das Ergebnis des Vorhabens wird ein Thesenpapier (ggf. Positionspapier) sein, das die wesentlichen Ergebnisse zusammenfasst und in Form von prägnanten Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen präsentiert. Im Fokus stehen hierbei Steuerungselemente und andere Instrumente/Faktoren, die eine naturverträgliche Ernährungssicherung unterstützen und vorantreiben können. Mögliche Synergien zwischen Landnutzung, Biodiversitätssicherung und Klimaschutz sollen hervorgehoben werden.

Das Papier ist gedacht als Anstoß für weiteren Austausch und Diskussionen sowie als Beitrag zu einer internationalen Debatte (CBD Programme of Work on Agricultural Biodiversity, WTO Verhandlungsrunde, Reform der EU-Agrarpolitik etc.).
 

Projekt-Nr.: 

084

Kategorien: 

Forschung | Internationale Kooperation |

Auftraggeber: 

Bundesamt für Naturschutz

Durchführende Organisation: 

Institut für Ländliche Strukturforschung e.V.

Projektdauer: 

2009 - 2010

Kontaktperson/en am IfLS: 

Simone Sterly