Details zum Projekt

Integriertes Stadt-Land-Konzept zur Erzeugung von Aktivkohle und Energieträgern aus Rest-Biomassen – CoAct


Das „CoAct“-Projekt, das von Juli 2018 bis Dezember 2023 lief, verfolgte das Ziel, die Realisierung einer Anlage zur Umwandlung von Rest-Biomassen in Aktivkohle und Brennstoffe zu prüfen. Es zeigte sich, dass die Aktivkohleherstellung an Kläranlagen die größten Synergien mit bestehenden Prozessen und Infrastrukturen verspricht. Damit wurde die Brennstoffherstellung aus Restbiomassen nicht weiterverfolgt. Vielmehr standen die technischen Verfahren aber auch die ökonomischen und ökologischen Auswirkungen sowie Fragen der Biomasse-Governance, um eine solche Anlage mit regionalen Restbiomassen zur Aktivkohleherstellung versorgen, im Mittelpunkt. Ziel war es, ein umfassendes Realisierungskonzept unter Einbeziehung der relevanten Akteure zu entwickeln.

Das IfLS führte Wirtschaftlichkeitsberechnungen für die Bereitstellung von Restbiomassen aus der Land-/Forstwirtschaft, aus dem Naturschutz und der Landschaftspflege und sonstigen Quellen durch. Zudem untersuchte das IfLS, wie Wertschöpfungsketten im Bereich Aktivkohle im Bodenseekreis aufgebaut werden könnten. Hierzu arbeitete das IfLS eng mit den Projektpartnern und Akteuren aus Landwirtschaft, Naturschutz sowie dem kommunalen Abfall-, Abwasser- und Energiebereich zusammen.

Die Verbundpartner entwickelten ein Konzept für eine Anlage, die den Erfordernissen der verfügbaren Biomasse entsprach und Synergien mit bestehenden Infrastrukturen ermöglicht. Aus verschiedensten Biomassen wurden im Labor Aktivkohlen erzeugt und ihre Reinigungsleistung verglichen. Ein Praxisversuch konnte zeigen, dass der Einsatz biogener Aktivkohlen an einer Kläranlage möglich und die Reinigungsleistungen ausreichend sind. Eine ökologische Folgenabschätzung der Anlage wurde ebenfalls durchgeführt.

Durch das im Projekt entwickelte Verfahren trägt dazu bei, Restbiomassen einer hochwertigen Nutzung zuzuführen. Insbesondere ermöglicht der Ansatz jedoch eine Versorgung von Kläranlagen mit nachhaltig erzeugten Aktivkohlen. Diese könnten die derzeit eingesetzten fossilen Aktivkohlen ersetzen, die teilweise aus sozialen und ökologisch fragwürdigen Lieferketten stammen. Sollten Kläranlagen wie geplant verpflichtet werden sukzessive eine vierte Klärstufe einzuführen, könnten mit diesem Ansatz notwendige Kapazitäten aufgebaut werden, um den zusätzlichen Bedarf mit nachhaltigen Aktivkohlen unabhängig von globalen Lieferketten zu bedienen. So zielte das CoAct-Projekt darauf ab, die Möglichkeiten der nachhaltigen Entwicklung und der Zusammenarbeit zwischen städtischen und ländlichen Räumen zu erproben und zu verbessern.

Der CoAct-Ansatz überzeugte. So zeichnete das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg die Bodensee-Stiftung für den innovativen Ansatz als eines von fünf Projekten im Rahmen des „Ideenwettbewerb Bioökonomie ‚Nachhaltig gedacht, zukunftsfähig gemacht‘ 2023“ aus.

Das Projekt wurde von der Universität Kassel koordiniert und im Verbund mit den Fachgebieten Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe sowie Öffentliches Recht, Umwelt- und Technikrecht und dem Kompetenzzentrum für Klimaschutz und Klimaanpassung (CliMA) durchgeführt. Neben dem IfLS beteiligten sich das ifeu – Institut für Energie und Umwelt (Heidelberg), das DVGW-Technologiezentrum Wasser (Karlsruhe) und die Firmen Krieg & Fischer (Göttingen) und Pyreg (Dörth). Regionale Partner in der Projektregion waren die Bodensee-Stiftung (Radolfzell), die die Aktivitäten koordinierte sowie der Bodenseekreis und die Stadt Friedrichshafen. Beauftragt durch den Bodenseekreis und finanziert mit Projektmitteln setzte der Abwasserzweckverband Kressbronn a.B. – Langenargen den Praxisversuch um. Gefördert wurde das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „Stadt-Land-Plus“, deren Ziel es war, durch Stärkung der Stadt-Land-Beziehungen eine integrierte nachhaltige Entwicklung von Regionen zu erreichen.

Ergebnisse und weiterführende Informationen:

Projekt-Nr.: 

171

Kategorien: 

Forschung | Modellvorhaben | Klimawandel und Erneuerbare Energien |

Auftraggeber: 

Bundesministerium für Bildung und Forschung

Durchführende Organisation: 

Institut für Ländliche Strukturforschung e.V.

Projektdauer: 

2018 - 2023

Kontaktperson/en am IfLS: 

Dr. Ulrich Gehrlein, Christoph Mathias