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Abschlussveranstaltung regiosöl: Mehrwerte kommunizieren - Methoden für die Erfassung regionaler sozialer und ökologischer Leistungen des Ökolandbaus in die Umsetzung bringen

Das vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) geförderte Forschungsvorhaben regiosöl kommt Ende April zum Abschluss. Über drei Jahre hinweg haben das Institut für ländliche Strukturforschung (IfLS e.V.) gemeinsam mit dem Zentrum für Ökologische Landwirtschaft e.V. und der Regionalwert AG Rheinland unter Mitwirkung der Regionalwert Leistungen GmbH an Ansätzen zur Erfassung der Leistungen und ihrer Wirkungen auf regionaler Ebene geforscht. Die entwickelten Ansätze konnten auf Ebene der Pilotregionen Rheinland (Regierungsbezirk Köln-Bonn) und Nordhessen (Landkreise Kassel, Werra-Meißner und Stadt Kassel) auf 61 Betrieben sowie im Reallabor-Austausch mit Expert:innen erprobt werden.
Zur digitalen Abschlussveranstaltung am 29. März wurden Projektergebnisse der betrieblichen Erfassung sowie die Möglichkeiten, aus der Methode Aussagen für die regionale Ebene abzuleiten, präsentiert und gemeinsam weiterführende Fragen zur praktischen Umsetzung der Erkenntnisse diskutiert. Unter den 35 Teilnehmenden waren Mitarbeitende des BMEL sowie der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft, Vertreter:innen von Landwirtschaftsbehörden der Länder sowie Praxisakteure der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette, Forscher:innen und Vernetzer:innen. Die Vorträge der Abschlussveranstaltung sind unter https://www.ifls.de/referenzen/regiosoel/materialien-ergebnisse/ veröffentlicht. 

Dr. Karl Kempkens, Leiter des Referats Ökologische Lebensmittelwirtschaft am BMEL, betonte eingangs den dringenden Bedarf, verlässliche und justiziable Bewertungsmethoden für Leistungen der ökologischen Landwirtschaft zu entwickeln, und verwies auf die Perspektive, in der GAP ab 2027 möglichst die Direktzahlungen an die Landwirtschaft durch ein auf Klima- und Umweltleistungen basierendes Instrument zu ersetzen.

Vorgehensweise, Konzepte und entstandene Kommunikationsmaterialien des Forschungsprojektes wurden von Simone Sterly, Dr. Marie Sophie Schmidt und Ribana Bergmann vom IfLS zusammengefast. Johanna Saxler von der Regionalwert Leistungen GmbH stellte die Ergebnisse der betrieblichen Erfassung und daraus resultierende Anpassungen des Regionalwert-Leistungsrechners vor. Dorle Gothe (Regionalwert AG Rheinland), Silke Flörke und Sabine Marten (Zentrum für Ökologische Landwirtschaft e.V.) fassten die auf die Erfassung folgenden Schritte und Ergebnisse zur gesamtgesellschaftlichen Wirkung ökologischer Landwirtschaft auf Ebene der Pilotregionen zusammen. Dabei wurde die aktuelle Situation in den Regionen anhand ausgewählter regiosöl-Kriterien aus den Bereichen Ökologie, Soziales und Regionalökonomie überprüft, um Stärken, Schwächen und Handlungsstrategien zu benennen.

Im Rahmen einer Workshopphase während der Veranstaltung entstanden weitere Anknüpfungspunkte, um die Erstellung einzelbetrieblicher Nachhaltigkeitsbilanzen für Betriebsleiter zu erleichtern. Im Fokus stand dabei, die Ergebnisse für die Kundenkommunikation und die betriebliche Entwicklung nutzbar zu machen. Mögliche Formen der Unterstützung zielten auf die direkte finanzielle oder organisatorische Förderung der Bilanzerstellung sowie eine Sensibilisierung der Beratungseinrichtungen und der Öffentlichkeit für das Thema.

In zwei Impulsvorträgen berichteten junge Vertreter der landwirtschaftlichen Praxis über die eigene Motivation, gesellschaftlich positiv zu wirken und benannten wichtige Voraussetzungen, damit Bio-Betriebe mehr Anerkennung für ihre Leistungen bekommen können. Nils Tolle, Betriebsleiter und Berater im Klimaschutz- und Anpassungsmanagement, erläuterte unter anderem ein Market-Gardening-Modell, in dem auf kleiner Fläche mit viel Handarbeit Gemüse erzeugt wird, womit neben den positiven Effekten hinsichtlich Flächenverbrauch und Klimabilanz auch Arbeitsplätze geschaffen werden und bei der Abholung der Gemüsekisten ein soziales Ereignis für die Empfänger:innen entsteht. Einen besonderen Wert schrieb er dabei einem durch wirtschaftliche und räumliche Ressourcen entstehenden „Freiraum“ zu, der das Experimentieren mit nachhaltigen Geschäftsmodellen erleichtere. Bastian Engemann vom BiolandHof Engemann gab Einblicke in die ambitionierten Konzepte und Aktivitäten seines Familienbetriebs, um ein regionales Wertschöpfungszentrum mit Verarbeitungsmöglichkeiten u.a. für Gemüse zu schaffen und damit die regionale Wertschöpfung zu verbessern. Er strich heraus, dass insbesondere die Anfangsinvestitionen den Familienbetrieb vor eine große Hürde stellten. Mehrere Diskussionsbeteiligte sahen darin ein Beispiel für staatliche Aufgaben, die Voraussetzungen zu schaffen, auf denen aufbauend der Ökolandbau weitere sozial-ökologische Leistungen erbringen kann. 

Die Politikempfehlungen sowie Materialen zur Sensibilisierung für die vielfältigen sozialen, ökologischen und regionalökonomischen Leistungen des Ökolandbaus werden Ende April veröffentlicht. Projektergebnisse und weiterführende Informationen sind unter https://www.ifls.de/referenzen/regiosoel/ verfügbar. 

Ansprechpersonen am IfLS: Simone Sterly (sterly[at]ifls.de), Ribana Bergmann (bergmann[at]ifls.de)